Das Thema „Beschlagen oder barhuf lassen“ wird unter Pferdehaltern viel diskutiert. In dem Porträt über die Hufheilpraktikerin Susanne Buchner wurden gute Gründe genannt, die dafür sprechen, es ohne Eisen zu versuchen. Wie aber verläuft die Umstellung eines beschlagenen Pferdes? Lest dazu im folgenden einen Gastartikel des schweizerischen Barhufteams:
Sinnvoll wird eine Umstellung auf das Barhufgehen erst, wenn die Grundbedingungen – sprich Haltungs- und Hufpflegebedingungen – erfüllt sind. Danach muss sich der Besitzer im Klaren sein, dass er mit der Abnahme der Eisen ein Barhufpferd besitzt, und entprechend Rücksicht nehmen muss. Auch ein etwas höherer zeitlicher Aufwand muss in der Regel in Kauf genommen werden.
Die Umstellungphase dauert in der Regel 6-9 Monate, im unglücklichsten Falle 1 Jahr. Dies ist abhängig vom Zustand der Hufe während des Beschlages, von der Beschlagsdauer sowie vom Stoffwechsel des Pferdes. Auf keinen Fall kann es jedoch sein, dass Pferde nach 1 – 2 Jahren immer noch nicht umgestellt sind. Eine solche Aussage verbietet das entsprechende Hufwachstum. Sollte dies der Fall sein, muss die Hufbearbeitung überprüft werden.
Wichtig: Der Grund einer Umstellung sollten auf keinen Fall finanzielle Gründe sein.
Eine Umstellung kann jederzeit, bei jedem Pferd und jedem Alter vorgenommen werden. Grundvoraussetzungen sind wie erwähnt – die Haltungsbedingungen und die regelmässige Hufpflege!
Wie läuft eine Umstellung auf Barhuf ab?
Sollte sich der Pferdebesitzer dazu entscheiden, sein Pferd auf barhuf umzustellen, sind folgende Faktoren zu beachten:
Aufgrund der Tatsache, dass die Blutzufuhr während des Beschlages nicht vollumfänglich gewährleistet war, hat in der Folge das Pferd während der Beschlagsdauer nichttragfähiges Horn produziert. Dies lässt sich wie folgt erklären:
Thermobilder zeigen deutlich, dass unbeschlagene Hufe eine höhere Termperatur – also eine bessere Durchblutung – aufweisen.
Aufgrund der Fixation des Hufes durch den Eisenbeschlag wird die Blutzufuhr zu den Hufen eingeschränkt. Die Aufbaustoffe für die Hufe – welche thermisch empfindlich sind – werden in den oberen Extremitäten angestaut und dort zum Teil zerstört. Der ganze Huf hat seine von der Natur aus erhaltene Elastizität stark eingebüsst und die „Hufpumpe“ kann ihren Dienst nur eingeschränkt erledigen.
Aufgrund der vorliegenden Situation kann niemand mit Gewissheit sagen, wie gut das Horn, nach der Abnahme der Eisen, das Pferd noch trägt. Massgeblich entscheidend ist der vorangegangene Hufbeschlag. Je mehr sich auf den Trachtenenden – und nur dort ist beim Beschlag noch eine Bewegung des Hufes möglich – noch bewegen konnte, desto stärker ist in der Regel das Horn.
Aus diesem Grund sollten auch NIEMALS Nägel über der breitesten Stelle an einem Huf angebracht werden! Sonst bewegt sich schlichtweg nichts mehr. Die Folge davon sind schlussendlich Pferde, bei welchen laufend Tragwände wegbrechen und welche nicht mehr beschlagen werden können.
Wir überlassen es jedem Pferdebesitzer, sich in ein beschlagenes Pferd zu versetzen. Wie wird wohl eine durch den Beschlag eingeschränkte Blutzufuhr in den Hufen wahrgenommen? Wie bei uns – eingeschlafene Füsse?? Wir gehen davon aus, dass bei manchen Pferden ein Stolpern sowie das Hufeanschlagen etc. genau auf dieses Problem zurückzuführen ist. Ferner muss man sich auch noch die Frage stellen, wie die Pferde im Winter die Kälte durch die Nägel welche in die Region der Weissen Linie geleitet werden – und dort werden die Nägel schlussendlich eingeschlagen – wahrnehmen. Man kann nur hoffen, das Pferd erfährt dies nicht wie wir – eine Trockeneiskontrolle beim Zahnarzt! Sicherlich wäre dieser Gedankenanstoss auch einmal eine Doktor-Arbeit wert.
Doch zurück zu unserem eigentlichen Thema:
Die Abnahme der Eisen sollte mit grösster Vorsicht geschehen. Wir haben gute Erfahrungen gemacht, die Hufnägel einzeln zu entfernen. Die Gefahr beim „Abreissen“ der Eisen mittels Abreisszange liegt darin, dass ganze Wandteile wegbrechen können, eine gerade während der Umstellung äusserst ärgerliche Geschichte. Danach werden die Tragwände entsprechend eingekürzt. Auf keinen Fall sollten nur die Eisen enfernt, und das Pferd so stehengelassen werden. Die Nagellöcher haben die Tragwand perforiert und genau an dieser Stelle brechen die Hufwände aus. In der Folge verliert das Pferd extrem schnell an Höhe und wird auf Sohle und Strahl fühlig. In den meisten Fällen ist bei beschlagenen Pferden eine lange „Zehe“ anzutreffen. Diese sollte unbedingt zurückgenommen werden. Ferner ist unbedingt darauf zu achten, dass die Eckstreben auf Sohlenniveau eingekürzt und die Hufwände in bezug auf die Weisse Linie ausgerichtet werden.
Es empfiehlt sich sehr, der Abnahme der Eisen sowie dem „Ersten Schnitt“ grösste Aufmerksamkeit einzuräumen!
Nach 14 Tagen ist in der Regel eine Nachkontrolle vonnöten. Erst dann kann festgestellt werden, wie tragfähig das Hufhorn noch ist. Abbrechende Teile während dieser Zeitspanne sind mittels einer Raspel zu entfernen. Sie können nicht mehr angeklebt oder befestigt werden und stellen für das Pferd eine Verletzungsgefahr dar. Sollten während dieser Dauer Hufwände abbrechen, ist durch einen erfahrenen Hufpfleger/Huforthopäden/Huftechniker eine entsprechende Korrektur vorzunehmen.
Sollte ferner festgestellt werden, dass die Tragwände das Gewicht des Pferdes nicht tragen können, darf auf keinen Fall zugewartet werden. Das Pferd muss mit entsprechendem Hufschutz unterstützt werden. Die Palette dazu ist gross! Ein auf die Sohle abgelaufenes Pferd ist nur bedingt einsatzfähig und sehr schwer wieder auf die gewünschte Höhe zu bekommen. Es empfiehlt sich ferner, während der Umstellungphase – und auch danach – puren Essig zu verwenden. Essig besitzt die Eigenschaft, dass er die Hornwände festigt und Strahlfäule vorbeugt.
Zum Abschluss ein Wort in eigener Sache: Während der Umstellung gibt es immer wieder Auf und Ab. Auf jeden Fall kann jedoch ein Pferd von einer Stunde auf die andere neu beschlagen werden. Entscheiden Sie sich für eine Umstellung, sollten Sie fest davon überzeugt sein, die in der Regel 6-9 monatige Zeit der Umstellungsphase „durchzubeissen“. So lange benötigt im Normalfalle ein Pferd bis ein neuer Huf vom Kronrand bis zum Tragrand heruntergewachsen ist. Dies ist abhängig vom Stoffwechsel des Pferdes und bei jedem Tier individuell. Es bringt weder dem Besitzer des Pferdes – noch dem Pferd selbst – etwas, wenn immer wieder Versuche zum Barhufgehen unternommen, welche jedoch nach einigen Wochen wieder abgebrochen werden.
Wir werden immer wieder angefragt, ob sich alle Pferderassen zum Barhufgehen eignen. Dies müssen wir eindeutig verneinen. Nicht alle Pferderassen können problemlos umgestellt werden. Wir müssen hier beispielsweise die Englischen Vollblutpferde sowie schwere Kaltblutrassen in die Kategorie „schwierig“ einstufen. Ebenso liegt es auf der Hand, dass Kutschenpferde sowie Pferde oder Maultiere der Armee nicht ohne den entsprechenden Hufschutz – sprich Beschlag oder Hufschuhe – auskommen können. Hier ist die mechanische Einwirkung auf die Hufe zu gross!
Haben Sie weitere Fragen zur Umstellung – wir geben Ihnen gerne Auskunft!
Kontaktadresse:
Das Barhufteam
Station für hufkranke Pferde
Ruedi + Linda Bönzli
Engelberg
CH-3178 Bösingen
Tel. 0041 79 463 39 26
www.barhufteam.ch
E-mail: barhufteam@gmx.ch
Das Barhufteam betreibt seit 2002 eine Station für hufkranke Pferde in Bösingen/Schweiz. In Zusammenarbeit mit unseren 2 Tierärzten bieten wir hufkranken Pferden – insbesondere Hufrehepferden – die Möglichkeit, sich vollständig – und für Pferdebesitzer erschwinglichen Tarifen – von jeglichen Hufproblemen zu erholen. Unser persönlicher Beitrag zur Rehabilitation hufkranker Pferde: Tiere mit akuter- oder chronischer Hufrehe werden bei uns zum Selbstkostenpreis behandelt!
Quelle: OpenPR