Studie: Wer sind die Reiter und Pferdebesitzer in Deutschland

Eine interessante Studie hat jetzt das Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung der Georg-August-Universität Göttingen veröffentlicht: Dafür wurden fast 26.000 Deutsche ab 14 Jahren repräsentativ befragt. Demnach reiten in Deutschland derzeit 3,98 Millionen Personen, von denen 1,24 Millionen angeben, häufig zu reiten. Im Besitz eines oder mehrerer Pferde befinden sich derzeit 890.000 Personen.
Hier ein paar weitere Ergebnisse: Personen, die häufig reiten  sind demnach überwiegend – nämlich zu 78 Prozent – weiblich und finden sich eher in den jüngeren Bevölkerungsschichten. Sie zeichnen sich durch ein überdurchschnittliches Bildungsniveau aus: Mehr als 50 Prozent verfügen über Abitur oder noch höhere Abschlüsse. Sie finden sich in allen Einkommenskategorien; die Mehrheit der Haushalte verfügt jedoch über ein überdurchschnittliches Einkommen. Mit knapp 30 Prozent der Reiter sind aber auch Haushalte mit weniger als 2000 Euro Monatseinkommen gut vertreten. Sie leben seltener in Großstädten als der Bevölkerungsdurchschnitt. Pferdebesitzer sind ebenfalls überwiegend weiblich, nämlich zu fast zwei Dritteln, fast die Hälfte ist zwischen 30 und 50 Jahren alt. Pferdebesitzer sind überwiegend Vollzeit berufstätig. Sie verfügen durchschnittlich über ein höheres Einkommen, sowohl im Vergleich zu den Personen, die häufig reiten, als auch zur deutschen Bevölkerung, und leben häufiger in einem ländlichem Gebiet als der Bevölkerungsdurchschnitt.

Den detaillierten Bericht findet ihr hier. Einen ausführlichen Artikel über die Studie auf dem FAZ Blog findet ihr hier.

Notfallplan für Hufrehe-Pferde

Bildschirmfoto 2014-10-12 um 15.56.03Gerade habe ich diese sehr nette E-Mail aus der Schweiz bekommen:
„Wir unterhalten unter dem Namen „Barhufteam“ seit Jahren eine Station für hufkranke Pferde in der Schweiz und haben uns auf die Rehabilitation von Hufrehepferden spezialisiert. Seit dem Jahre 2008 konnten wir 130 Hufrehepferde gesund nach Hause entlassen – bei einer „Verlustrate“ von 2 Pferden, deren Besitzer zu spät gehandelt haben.
Immer wieder werden wir angefragt – auch aus Deutschland – wie bei einer akuten Hufrehe vorzugehen sei. Aus diesem Grund haben wir einen Notfallplan für Hufrehepferde und deren Besitzer entworfen.“

Sicher kennt inzwischen fast jeder Pferdehalter in seinem Umfeld Pferde, die schon einmal Hufrehe hatten – da ist es sehr hilfreich, wenn man im Ernstfall schnell die entscheidenden Informationen findet. Dafür finde ich die  Seite „Notfallplan für Hufrehepferde und deren Besitzer“ absolut super. Neben den Erste Hilfe Maßnahmen wird in dem Artikel auf auf die langfristige Behandlung und auf die genauen Vorgänge im Huf eingegangen. Für jeden Besitzer eines rehegefährdeten Pferdes sicher sehr interessant!

Die Skala der Ausbildung: Anlehnung

Anlehnung

Der Begriff Anlehnung wird besonders häufig missverstanden: Viele Reiter verwechseln Anlehnung mit Beizäumung, am Zügel gehen oder „durchs Genick gehen“. Anlehnung an sich hat aber eigentlich überhaupt nichts mit der Haltung von Kopf und Hals des Pferdes zu tun! Vielmehr bezeichnet sie ausschließlich die „die stete, weich-federnde Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul“ – so steht es in den Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 1, der Deutschen Reiterlichen Vereinigung.

So entsteht Anlehnung
Im flotten Geländegalopp kann also die Nasen-Stirn-Linie weit vor der Senkrechten sein, obwohl eine korrekte Anlehnung besteht. Und bei einem Pferd, das in Haltung geht, also mit gewölbtem Hals und Nasen-Stirn-Linie an der Senkrechten, muss deshalb die Anlehnung noch lange nicht stimmen.
Anlehnung wird nicht durch den Reiter hergestellt, indem er das Pferd mit rückwärts weisenden Zügelhilfen zwingt, den Kopf herunter zu nehmen. Vielmehr wird das Pferd durch treibende Hilfen veranlasst, die Anlehnung von selbst nach vorne zu suchen. Anlehnung ist also aus Reitersicht ein eher passiver Vorgang; zumindest lässt sie sich – ähnlich wie die Losgelassenheit – nicht aktiv erzwingen. Weiterlesen

Pfridolin Pferd

Wer es noch nicht getan hat, sollte sich unbedingt auf Facebook mit Pfridolin Pferd befreunden! Seinen Beobachtungen und Kommentare allgemein zum menschlichen Verhalten und insbesondere den Eigenheiten seiner Besitzerin solltet ihr nicht verpassen – er trifft den Nagel immer wieder auf den Kopf!
Zum Beispiel in diesem herrlichen Bericht einer Bodenarbeits-Stunde aus Sicht des Pferdes.
Den ganzen Blog findet ihr hier.

Mit Ingrid Klimke und Co. im virtuellen Cockpit – „SAP Equestrian Analytics“ entwickelt

Ich weiß – Vielseitigkeitsreiten ist ein heißes Eisen und man kann da einiges kritisch sehen. Ich war in Aachen schon life an der Strecke und mich fasziniert das unglaubliche Vertrauen, was hier Pferd und Reiter ineinander haben müssen. Nicht zuletzt beeindruckt mich dass die Pferde hier im wahrsten Sinne des Wortes wirklich vielseitig ausgebildet werden – athletische und geschickte Springer, austrainierte Ausdauersportler und noch dazu dressurmäßig gymnastiziert – das ist schon eine enorme Leistung.

Deshalb wollte ich folgende Pressemeldung mit den dazugehörigen Videos nicht vorenthalten:

EquestrianAnalyticsSeit rund drei Jahren haben die Organisatoren des CHIO Aachen im Rahmen ihrer Innovations-Offensive mehrere spannende Neuerungen an den Start gebracht: Apps für Smartphone und iPad, 3D-Stadien, virtuelle Parcours oder die Judging-App im Dressurreiten sind einige Beispiele dafür. Für den CHIO Aachen 2014 haben sich die Turnierorganisatoren und Technologiesponsor SAP nun einer neuen, spannenden Herausforderung gestellt: Wie kann dem Zuschauer das Geschehen auf der Vielseitigkeitsstrecke noch näher gebracht, die Faszination der Ritte noch besser vermittelt werden?
Herausgekommen ist der Prototyp „SAP Equestrian Analytics“, ein System, das es ermöglicht, Sensordaten wie Geschwindigkeit und Bewegungen zu erfassen, Zwischenzeiten zu errechnen und die gerittenen Linien zu visualisierem. Der erste offizielle Test fand beim CHIO Aachen 2014 im Rahmen der Geländeprüfung des DHL-Preises am 19. Juli statt. Die deutschen Vielseitigkeitsreiter haben hier einen speziell für den Reitsport entwickelten Datenlogger sowie einen Pulssensor mitgeführt. Drei der Starter – Sandra Auffahrth, Ingrid Klimke und Dirk Schrade – waren darüber hinaus auch mit einer Helmkamera auf der Strecke unterwegs.
Herausgekommen ist unter anderem ein spannendes neues Format, das die digitalen Parameter eines Rittes mit den Bildern der Helmkamera kombiniert und den Zuschauer so quasi „im Cockpit“ mitreiten lässt – auf spektakuläre Art und Weise werden die ermittelten Werte so visualisiert.

Hier gibt es die Ritte online, und hier ist der von Ingrid Klinke:

Gebisslos reiten – schonender fürs Pferd?

gebisslose reiten mit dem Glücksrad - sanft oder nicht?

Heute möchte ich euch von einer sehr interessanten Erfahrung berichten, die ich bei meiner letzten Reitstunde gemacht habe – aber ich muss zuerst etwas weiter ausholen:
Ich bin einige Jahre lang aus Überzeugung ausschließlich gebisslos geritten, mit Sidepull, Kappzaum und Glücksrad. Beide eigenen Jungpferde habe ich gebisslos eingeritten. Die üblichen Vorurteile gegenüber gebisslosen Zähmungen, die ich hier garnicht alle aufzählen will, teile ich also keineswegs.

Seit ungefähr drei Jahren reiten wir unsere Lipizzanerstute nun mit einer Wassertrense ohne Sperrriemen, weil uns damit im Dressurunterricht doch vieles leichter fiel. Wenn meine beiden Töchter reiten, verwende ich meistens eine gebisslose Zähmung – um, wie ich dachte, Rosana zu schonen… Nun habe ich mich vor kurzem, als Rosana bereits mit dem Glücksrad für meine Tochtergezäumt war, selbst kurz draufgesetzt, um sie ein bisschen abzureiten. Dabei war ich überrascht, wie gut sie damit lief: Sie war sehr stabil (sonst schwankt sie häufig und fällt auf eine Schulter) und wölbte den Rücken gut auf. Ich ritt allerdings nur 10 Minuten und so waren meine Beobachtungen etwas beschränkt.

Deshalb wollte ich das Ganze gerne meiner Reitlehrerin zeigen und zäumte Rosana für die nächste Reitstunde ebenfalls mit dem Glücksrad. Und gemeinsam machten wir folgende sehr interessante Beobachtungen: Weiterlesen

Die Skala der Ausbildung: Losgelassenheit

Hier kommt endlich der zweite Teil meiner Serie über die Skala der Ausbildung: Darin geht es um den Begriff der Losgelassenheit, laut Reitvorschrift (HDv12) „die erste Vorbedingung für den Erfolg der gesamten Dressur“.

Losgelassenheit – was ist das eigentlich?

Der Begriff Losgelassenheit ist im Deutschen einmalig und kaum zu übersetzen. Das Englische „relaxness“ beispielsweise meint eher eine passive „Entspannung“ und trifft damit nicht wirklich den Kern der Sache, wie wir noch sehen werden. Außerdem ist in dem Wort nicht wie im Deutschen die Gelassenheit enthalten – ein ganz wesentliches Element der Losgelassenheit.
Was haben wir uns also unter Losgelassenheit genau vorzustellen? Beim losgelassenen Pferd spannen sich die Muskeln zwanglos und unverkrampft an und ab, es gebraucht seinen Bewegungsapparat also auf ökonomische Weise. Laut den Richtlinien für Reiten und Fahren geht das losgelassene Pferd „mit schwingendem Rücken und natürlichen, taktmäßigen Bewegungen, ohne zu eilen vorwärts.“ Eng verknüpft mit der Losgelassenheit taucht in der deutschen Reitlehre häufig der anschauliche Begriff der Zwanglosigkeit auf – ohne Zwang, das heißt von selbst, locker und frei. Dieser Begriff macht deutlich, das im Bezug auf die Losgelassenheit mit Zwang, zum Beispiel durch spezielle Ausbinder oder Gebisse, nichts zu erreichen ist. Das Pferd muss von selbst zur Losgelassenheit finden, der Reiter kann es dabei nur fördern und unterstützen.
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Im Test: Fixcape – Schutz-Überwurf für den Autositz

Im Auto einer Pferdebesitzerin sieht es aus wie S… äh, wie… naja, wie im Auto einer Perdebesitzerin eben. Wenn man dann mal Fahrgäste mitnimmt, die selbst keine Pferde haben (ja, auch so etwas soll es geben…), ist das manchmal etwas unangenehm. Zum Beispiel wenn sich jemand mit einer Pferdehaar-Allergie auf einen Beifahrersitz voller Pferdehaare setzen soll…. Gerade jetzt im Fellwechsel sieht mein Auto von innen aus, als wären ihm ein weißes Fell gewachsen.

schonbezug-fixcapeFür diesen Fall habe ich jetzt etwas sehr praktisches entdeckt: Einen Überwurf für den Autositz. Ich sage bewusst nicht „Überzug“, denn bei „Autositzbezug“ denkt man doch automatisch an so ein schlecht sitzendes, hässlich gemustertes Teil aus glitschiger Kunstfaser.
Der „Fixcape“ von dem ich spreche, ist dagegen aus reiner Baumwolle, dezent einfarbig und wird nur bei Bedarf über den Sitz gelegt. Zur Befestigung wird einfach eine Schlaufe um die Kopfstütze gezogen und die Kopfstütze bekommt zusätzlich noch eine „Kapuze“. Auf der Lehne und dem Sitz liegt der Stoff einfach locker auf. Ich habe das Fixcape in zwei verschiedenen Autos getestet und fand ihn vor allem für die Sitze mit Textilbezügen sehr praktisch. Auch vor einem in den Schlamm gefallenem Kind habe ich mein Auto damit schon schützen können… Auf Ledersitzen verrutscht der Stoff ziemlich leicht, deshalb würde ich ihn dafür nicht unbedingt empfehlen. Andererseits sind Ledersitze ja ohnehin nicht so schmutzempfindlich.
Das Fixcape wird in einem praktischen Beutel geliefert, in dem man ihn im Auto aufbewahren und dann bei Bedarf über den Sitz legen kann, was wirklich schnell geht. Das Abnehmen geht genauso schnell und wenn nötig kann man den Bezug bei 60 Grad in der Maschine waschen – auch das sehr praktisch für Allergiker. Der Stoff fühlt sich an wie ein Frottee-Handtuch, ist also auch im Sommer sehr angenehm und man schwitzt nicht darauf. Es gibt das Fixcape, das übrigens in Europa hergestellt wird, in vier Farben für € 39,95 hier zu bestellen.

Was ist dran? Legenden und Irrtümer rund ums Pferd

Von rechts aufsteigen: Gut für Pferd, Sattel und Reiter!

Viele Verhaltensregeln, Traditionen und Ansichten werden in der Pferdewelt von Generation zu Generation weiter gegeben, ohne sie je zu hinterfragen. Einiges davon ist jedoch längst überholt, hat nie gestimmt oder lässt sich zumindest nicht auf jedes Pferd oder jeden Reiter verallgemeinern. In lockerer Folge werde ich hier ab heute immer mal wieder solche Regeln und Irrtümer aufgreifen.

Man muss immer von links aufsteigen
Ganz im Gegenteil: Es ist sogar viel besser, man steigt abwechselnd von links und rechts auf – besser für das Pferd, dessen Rücken weniger einseitig belastet wird und besser für den Sattel, dessen Baum sich nicht so leicht verzieht. Das gilt besonders für Reiter, die nicht von einer Aufstiegshilfe aus in den Sattel gleiten, sondern sich vom Boden aus auf ihr Pferd schwingen.
Versucht es beim nächsten Reiten doch gleich mal von rechts: Ihr werdet wahrscheinlich überrascht sein, wie ungeschickt ihr euch dabei erst einmal anstellt. Ich habe es selbst in letzter Zeit mal wieder häufiger geübt, weil mein Mann am Knie verletzt ist und deshalb von rechts aufsteigen muss. Dabei habe ich dann meiner Stute auch gleich beigebracht, sich mit der Rechten Seite an die Aufstiegshilfe zu stellen, was sie zuerst sehr seltsam fand….
Wer regelmäßig die Seiten wechselt, tut also etwas gegen die eigene Händigkeit und die des Pferdes.
Die Tradition von links aufzusteigen hat übrigens folgenden Hintergrund: Rechtshändige Soldaten trugen den Säbel auf der linken Seite und mit dem wären sie beim Aufsteigen von rechts am Pferderücken hängen geblieben.

Im Test: Gefütterter Gummistiefel Chuva Snowboot Britt

Chuva Snowboot Britt

Übergangszeit ist Gummistiefelzeit – besonders in diesem Jahr, in dem es so wenig Schnee, dafür aber viel Regen gibt. In den meisten Ställen lassen sich da matschige Wege kaum vermeiden. Auf dem Hof, auf dem meine Stute steht, kommen die Pferde momentan tagsüber stundenweise auf Koppeln, die im Eingangsbereich extrem vermatscht sind. Auch der Weg dorthin ist ohne wasserdichte Stiefel kaum zu bewältigen. Bisher habe ich dafür ein paar der typischen Arbeits-Gummistiefel aus dem Landhandel angezogen. Da ich eher schmale Füße habe, sitzen diese allerdings ziemlich locker und ich laufe häufig Gefahr, dass sie mir von den Füßen rutschen, wenn ich im Schlamm stecken bleibe. Außerdem wollte ich für die kalten Tage gerne ein gefüttertes Paar. Ich habe deshalb in den letzten Wochen das Modell „Snowboot Britt“ von Chuva getestet: Diese sind sehr schmal geschnitten und haben ein gemäßigtes Sohlen-Profil, so das man sie zur Not auch mal beim Reiten tragen kann, ohne im Steigbügel stecken zu bleiben. Im Vergleich zu den schweren Gummistiefel aus dem Landhandel sind die Chuvas aus einem dünneren Material und dadurch viel leichter. Das ist einerseits sehr angenehm, andererseits vermittelt es ein weniger sicheres Gefühl: Sollte einem ein Pferd auf den Fuß stehen, bieten die Chuvas sicher nicht  so viel Schutz wie ein Arbeitsstiefel. Auch das Futter aus Webpelz ist ziemlich dünn, die Stiefel sind deshalb nicht geeignet, um damit stundenlang in der Kälte zu verbringen. Für kürzere Einsätze wie den Weg zur matschigen Koppel sind sie im Vergleich zu umgefütterten Stiefeln auf jeden Fall komfortabler. Auch beim Abspritzen der Hufe, dem Heuwässern oder ähnlichen Arbeiten mit Wasser sind sie sehr praktisch. Ich empfehle dieses Modell deshalb für Leute, die gelegentlich durch Matsch müssen und vor dem Reiten nicht unbedingt die Schuhe wechseln wollen, für einen längeren Aufenthalt in der Kälte aber noch ein wärmeres Paar Stiefel am Stall parat haben. Bei Gummistiefelexperte.de sind die Snowboot Britts derzeit im Angebot.

Die Skala der Ausbildung: Der Takt

So langsam ist’s mal wieder Zeit für ein bisschen Reitlehre und so beginne ich heute mit einer Serie über die Skala der Ausbildung: Los geht es natürlich mit dem Takt.

Neue Serie: Die Skala der Ausbildung
Teil 1: Einführung und Takt

Erstmals formuliert in der Reitvorschrift für die Kavallerie, muss sich noch heute jeder Reitschüler früher oder später mit den sechs Elementen der Ausbildungskala, Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichten und Versammlung auseinander setzen. Grund genug, die einzelnen Punkte einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Lest dazu im ersten Teil meiner neuen Serie eine Einführung in das Thema sowie alles über das erste Element der Skala – den Takt.

Die Skala der Ausbildung

Die erste Version der Skala der Ausbildung wurde im Jahr 1912 in der berühmten HDv12, der Heeresdienstvorschrift für die deutsche Kavallerie, formuliert. Im Kapitel über die „Dressur der Pferde im 1. und 2. Jahr“ werden die einzelnen Punkte erläutert – mit ein paar kleinen Unterschieden zur heutigen Fassung: Statt „Schwung“ hieß es damals noch „Entwicklung und Verbesserung des Ganges“ und zwischen den Punkten „Geraderichten“ und Versammlung“ standen damals zusätzlich die Ziele „Durchlässigkeit“ und „Beizäumung“. Ein zusätzliches Element gab es auch am Ende der Skala nach der Versammlung: Die „Aufrichtung“.

Aus dieser ersten Fassung wurden in der modernen Version der Skala der Ausbildung die sechs Punkte Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichten und Versammlung. Diese Begriffe bezeichnen einerseits die Grundeigenschaften und Fähigkeiten, die ein gerittenes Pferd besitzen sollte. Gleichzeitig stellt die Ausbildungsskala die einzelnen Phasen dar, die zum Erreichen dieser Ziele notwendig sind.

Diese sechs Punkte werden in drei sich überschneidende Abschnitte unterteilt: Takt, Losgelassenheit und Anlehnung werden zur so genannten Gewöhnungsphase gezählt – das junge Pferd soll sich an den Reiter und seine Hilfen gewöhnen, beim erfahrenen Pferd dient diese Phase zum Aufwärmen.
Anlehnung, Schwung und Geraderichten sind notwendig für die Entwicklung der Schubkraft. In dieser Phase soll die Hinterhand des Pferdes aktiviert werden und es soll fleißig an das Gebiss heran treten.
Schwung, Geraderichten und Versammlung schließlich sind Voraussetzung für die Entwicklung der Tragkraft. Jetzt soll das Pferd mit der Hinterhand vermehrt Gewicht aufnehmen – dadurch entstehen Versammlung und Aufrichtung und damit die Grundvoraussetzungen für die höhere Dressur.

Die einzelnen Punkte in dieser Reihenfolge gelten sowohl für die Ausbildung eines jungen Pferdes, als auch für den Aufbau einer jeden Trainingseinheit mit fortgeschrittenen Pferden: Immer müssen zunächst Takt und Losgelassenheit erreicht beziehungsweise wieder hergestellt werden, bevor man in Anlehnung reiten und an Schwung, Geraderichtung oder gar Versammlung arbeiten kann. Weiterlesen

Pferdehaltung in Gruppen: Weniger Aggressionen bei größerer Fläche

Gruppenhaltung funktioniert nur, wenn die Pferde genügend Platz haben.

Folgende sehr interessante Meldung hat der aid Infodienst heute veröffentlicht. Wirklich schade, dass die meisten von uns nicht ausreichend Platz für die Pferdehaltung zur Verfügung haben, sonst wäre eine solche Gruppenhaltung sicherlich ideal: 

(aid) – Obwohl von zahlreichen Tierschutzorganisationen die Gruppenhaltung für Pferde empfohlen wird, bevorzugen viele Pferdebesitzer aus Angst vor aggressiven Interaktionen und möglichen Verletzungsgefahren der Tiere untereinander die Einzelhaltung mit häufig geringer Grundfläche. Die von den Tieren eingeforderte Individualdistanz wird bei der Auslauf- bzw. Gruppenhaltung nicht selten unterschätzt und führt in der Folge zu einem mehr oder minder hohen Aggressionsniveau innerhalb der Herde. Denn unter dem Einfluss des Menschen besteht für die Pferde keine Möglichkeit, Gruppengröße und -zusammensetzung frei zu wählen.

In einer Studie der Universitäten Nürtingen und Regensburg beobachteten Wissenschaftler das Verhalten der Vierbeiner unter dem Aspekt des vorhandenen Platzangebotes. Das Forschungsprojekt wurde anhand von elf Gruppen verschiedener Größe und Zusammensetzung durchgeführt, die in Paddocks und auch auf der Weide gehalten wurden.

Nach Erkenntnissen der Wissenschaftler hatte das den Pferden zur Verfügung stehende Platzangebot den größten Einfluss auf die Verhaltensweisen. Der Faktor Gruppe und die Haltung auf der Weide (Gras) bzw. im Paddock (kein Gras) hatten keine Wirkung auf das Verhalten im alltäglichen Sozialleben. Mit steigendem Platzangebot bis zu 10.000 qm verringerte sich sowohl aggressives als auch unterwürfiges Verhalten deutlich.

In dieser Studie konnte zum ersten Mal ein eindeutiger Zusammenhang nachgewiesen werden, durch eine Formel, die die Beziehung zwischen der Anzahl der erwarteten aggressiven Verhaltensweisen und dem Platzangebot pro Pferd darstellt. Das Ergebnis dieser Berechnung bestätigt die Vermutung, dass ein großes Flächenangebot zu einem ruhigen Gruppenklima innerhalb der Herde führt: Bei einem Platzangebot von mehr als 331 qm pro Pferd näherte sich das Aggressionsniveau während des alltäglichen Soziallebens der Nulllinie an.
Anke Klabunde, www.aid.de

Weitere Informationen: aid-DVD „Gruppenhaltung von Pferden„, Bestell-Nr. 7604, 30,00 Euro.

Rezension: PROBLEMlos EISENlos – Wege zum Barhuf von Konstanze Rasch

Konstanze Rasch: Problemlos eisenlos - Wege zum Barhuf

Konstanze Rasch: Problemlos eisenlos – Wege zum Barhuf

Wow, was für ein tolles Buch! Ich hätte nicht gedacht, dass ich ein Buch über Hufe so spannend finden würde, dass ich, obwohl ich es eigentlich erst mal nur durchblättern wollte, gleich zwei Stunden am Stück darin lese. Und seither habe ich es immer wieder zur Hand genommen und weiter geschmökert. Ein Schmöker ist es wirklich mit seinen gut 360 Seiten, eng bedruckt mit relativ kleiner Schrift und mit unzähligen Fotos bestückt. Anders als „echte“ Schmöker ist es allerdings keine wirklich leichte Kost: Der Text ist recht wissenschaftlich, mit vielen Zitaten und Anmerkungen versehen; kein Wunder – die Autorin ist promovierte Soziologin und dieser akademische Hintergrund ist ihrem Schreibstil deutlich anzumerken. Ich persönlich empfinde das als großen Vorteil, denn anders als andere Autoren, die zwar viel von der Sache aber nicht unbedingt etwas vom Schreiben verstehen, gelingt es Frau Rasch, ihr fundiertes Wissen sehr strukturiert und in einer zwar sehr fachlichen aber doch verständlichen Sprache zu vermitteln.

Mein einziger Kritikpunkt an diesem tollen Werk ist der Titel: Ich verstehe ja, dass das Wortspiel reizvoll ist, meiner Meinung nach vermittelt es aber einen falschen Eindruck von dem Buch. Mein erster Gedanke, als ich den Titel las, war: Naja, das wird wieder so ein dogmatisches „Anti-Hufeisen-Buch“ sein, in dem suggeriert wird, dass jedes Pferd barhuf klarkommt, egal wie es gehalten und geritten wird und welche Voraussetzungen es mitbringt. Genau das ist dieses Buch aber überhaupt nicht! Zwar ist Frau Rasch grundsätzlich eine Befürworterin des Barhufs, die Gründe dafür erläutert sie aber äußerst differenziert. So geht sie – nachdem im ersten Kapitel grundsätzlich die Eigenschaften des Pferdehufs erläutert wurden – im zweiten Abschnitt genau auf jede einzelne Wirkung des Eisenbeschlages auf den Huf ein und nennt dabei sowohl die Vor- als auch die Nachteile.  Sehr interessant finde ich auch den Abschnitt über die Geschichte des Hufbeschlags. Besonders hilfreich für den Pferdebesitzer, der über eine Umstellung auf barhuf nachdenkt, sind das dritte und vierte Kapitel: Hier geht Rau Rasch einzeln auf jeden Grund ein, aus dem ein Pferd Eisen brauchen könnte, von zu starkem Abrieb über Fühligkeit, Ausbrechen, Fehlstellungen sowie verschiedene Erkrankungen wie Hufrollensyndrom, Hufkrebs und Hufrehe. Sehr ausführlich erläutert sie hier jeweils die Ursachen, den Krankheitsverlauf, die Wirkung verschiedener Beschlagsformen bzw. der Barhufbearbeitung sowie mögliche Alternativen. Das fünfte Kapitel widmet sich schließlich der Umstellung von bisher beschlagenen Pferden auf barhuf: Was ist zu beachten, damit die Umstellung gelingt, was kann der Pferdebesitzer dazu beitragen und was muss der Hufbearbeiter tun.

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Im Test: Roeckl Reithandschuhe Windstopper Softshell

Roeckl Übergangs- und Winter-Reithandschuhe Windstopper Softshell

Roeckl Übergangs- und Winter-Reithandschuhe Windstopper Softshell

In den vergangenen Wochen habe ich einen neuen Reithandschuh getestet: Den Roeckl Übergangs- und Winter-Reithandschuhe Windstopper Softshell. Schon seit langem bin ich bei Reithandschuhen bekennender Roeckl-Fan, mein erstes Paar aus dem beliebten Grip-Material habe ich mir vor rund 15 Jahren gekauft und dieses Exemplar existiert sogar noch und liegt als Reservepaar ganz hinten im Sattelschrank. Die Roeckl-Grip werden sicher viele von euch kennen, ich trage sie sowohl im Sommer in der umgefütterten Version als auch im Winter mit dem dünnen Fleece-Futter.
Deshalb war ich sehr neugierig, als ich diese neue Version entdeckt habe: Bei diesem Handschuh ist die Innenhand aus dem gleichen Material wie beim gefütterten Grip. Die Zügel liegen also wie gewohnt sicher und rutschfest in der Hand und durch das dünne, anschmiegsame Material hat man ein sehr gutes Gefühl für die Hilfengebung.
Der Handrücken dagegen besteht bei diesem Modell aus einem dünnen Softshell-Material von Gore mit Windstopper-Funktion. Dieses Material ist viel dünner, als ich mir zuerst vorgestellt hatte und dadurch nicht sehr warm. Das wird allerdings dadurch ausgeglichen, dass es eben winddicht ist. Der Vorteil des dünnen Stoffs: Er ist noch wesentlich flexibler und leichter als das Grip-Material, der Handschuh schmiegt sich dadurch noch besser der Hand an und ist wirklich sehr angenehm zu tragen. Beim Reiten auf dem Außenplatz und im Gelände bei den derzeitigen Temperaturen um die Null Grad hatte ich damit immer warme Hände. Für längere Ausritte oder sehr schlechtes Wetter würde ich allerdings etwas wärmere Handschuhe wählen. Den besten Preis für diese Handschuhe habe ich bei www.preis.de gefunden. Ich kann die Roeckl Übergangs- und Winter-Reithandschuhe Windstopper Softshell nur wärmstens empfehlen!