Travers, Renvers und Traversalen

Traversale im großen Turniersport

Vierter Teil der Serie über die Seitengänge

Seitwärts „von der Kruppe her“

Mit Travers und Renvers wird das Pferd auf die Traversalen vorbereitet. Durch diese Lektionen wird die Hinterhand noch elastischer und Versammlung und Durchlässigkeit werden weiter gefördert. Beim Travers (auch „Kruppe herein“) bleibt die Vorhand auf dem Hufschlag, während die Hinterhand in das Bahninnere geführt wird. Anders als beim Schulterherein ist das Pferd hier also in die Bewegungsrichtung gestellt und gebogen – dies ist für das Pferd wesentlich schwieriger.

Beim Renvers (auch „Kruppe zur Wand“ oder „Kruppe heraus“) bewegt sich das Pferd genau wie beim Travers, allerdings spiegelverkehrt: Die Hinterhand bleibt auf dem Hufschlag, die Vorhand wird in die Bahn geführt und das Pferd ist in Bewegungsrichtung gestellt und gebogen – man könnte es auch als Konter-Travers bezeichnen. Travers und Renvers sind also die gleiche Lektion, nur an unterschiedlicher Position in der Reitbahn ausgeführt.

Die Abstellung zum Hufschlag beträgt etwa 30°. Während im Schulterherein nur die Vorderbeine kreuzen, treten im Travers und Renvers auch die Hinterbeine seitlich über. Zu Beginn sollten Abstellung und Längsbiegung noch eher gering sein, um das Pferd nicht zu überfordern. Travers und Renvers werden normalerweise im versammelten Trab geritten – zu Übungszwecken auch im Schritt. Im Galopp sollten nur sehr erfahrene Reiter diese Lektionen von ihrem Pferd fordern, denn es besteht die Gefahr, dass sich das Pferd dadurch das schiefe Galoppieren auf zwei Hufschlägen angewöhnt. Ist man sicher genug, um diesen Fehler zu verhindern, eignet sich Galopp-Travers allerdings sehr gut, um Galopp-Pirouetten und Galopp-Traversalen vorzubereiten.

Die Hilfen:

Der innere Schenkel sorgt für die Längsbiegung und animiert das innere Hinterbein zum fleißigen Vortreten. Der äußere Schenkel sorgt für die Vorwärts-Seitwärtsbewegung des Pferdes und liegt dazu verwahrend hinter dem Gurt. Der innere Zügel stellt das Pferd und kann bei Bedarf seitwärts weisen. Der äußere Zügel gibt nach, um die Stellung zuzulassen und begrenzt sie gleichzeitig. Der innere Gesäßknochen wird vermehrt belastet.

Tipp: Gute vorbereitende Übungen für das Travers sind die Kurzkehrtwendung und das Zirkelverkleinern. Eine schöne Übung für Fortgeschrittene ist es, den Zirkel traversartig zu verkleinern und schulterhereinartig zu vergrößern: Beim Hineinreiten also die Hinterhand und beim Herausreiten die Vorhand nach innen zu führen.

Ähnlich wie beim Schulterherein sollte man das Travers anfangs aus einer Ecke oder Volte heraus entwickeln. So kann man die bereits vorhandene Stellung und Biegung mit in den Seitengang nehmen. Später wird das Pferd nach der Ecke an der langen Seite zunächst wieder gerade gerichtet. Erst am Wechselpunkt wird die Hinterhand dann nach innen geführt. Zum Beenden des Travers wird die Hinterhand wieder zurück auf den Hufschlag geführt. So wird die Lektion in Dressuraufgaben verlangt.

Etwas schwieriger ist es, den richtigen Ansatz für das Renvers zu finden – es gibt dafür verschiedene Möglichkeiten: Der Reiter kann beispielsweise zu einer einfachen Schlangenlinie an der langen Seite ansetzen. Sobald er das Pferd auf den Bogen der Schlangenlinie umgestellt hat, reitet er seitwärts am Hufschlag entlang im Renvers weiter. Eine weitere Möglichkeit ist der Beginn vom zweiten Hufschlag aus: Dort stellen und biegen Sie das Pferd in die Bewegungsrichtung und führen die Hinterhand auf den Hufschlag. Etwas anspruchsvoller ist das Renvers aus der Kurzkehrtwendung: Dazu reiten Sie gegen Ende oder in der Mitte der langen Seite eine Kurzkehrtwendung. Kurz vor dem Ende dieser Wendung, bevor die Vorderbeine wieder den Hufschlag erreicht haben, befindet sich das Pferd genau in der richtigen Position und Biegung für das Renvers. Anstatt dann zum Hufschlag zurückzukehren, reiten sie also im Seitengang an diesem entlang. Das Renvers wird immer beendet, indem Sie die Vorhand auf den Hufschlag zurückführen und das Pferd geradeaus richten.

Traversalen

Bei der Traversale geht das Pferd ebenfalls seitwärts in Richtung der Biegung. Im Unterschied zum Travers bewegt es sich dabei allerdings entlang einer gedachten diagonalen Linie. Sein Körper soll dabei möglichst parallel zur Langen Seite sein. Abstellung und Längsbiegung hängen also von der gerittenen Linie ab: Bei einer Diagonalen durch die ganze Bahn ist sie am geringsten, bei einer kürzeren, steileren Diagonale – beispielsweise durch die halbe Bahn – ist sie ausgeprägter.

Die Hilfengebung für die Traversalen entspricht denen zu Travers und Renvers. Da man sich dabei allerdings im freien Raum bewegt, muss man besonders darauf achten, dass die Vorhand immer vorausgeht – es heißt auch, „die Vorhand führt“. Um zu Verhindern, dass die Hinterhand vorauskommt, kann man zur Einleitung der Traversale einige Tritte oder Sprünge im Schultervor reiten.

Tipp: In Dressurprüfungen werden Traversalen zwar nur im versammelten Trab und Galopp verlangt. Zu Beginn kann man sie aber auch gut im Schritt reiten, um sich (und das Pferd) erst einmal mit dem Bewegungsablauf vertraut zu machen.

Mit Traversalen sollte erst begonnen werden, wenn Reiter und Pferd Travers und Renvers sicher beherrschen. Als erste Linien für das Üben von Traversalen eignen sich am besten „halbe Diagonalen“: Entweder von der Mittellinie aus zum Hufschlag oder vom Hufschlag zur Mittellinie und danach geradeaus weiter (halbe Traversale).

Beim Umstellen zwischen zwei Traversalen – für doppelte und Zick-Zack-Traversalen – wird das Pferd für eine Pferdelänge geradeaus gerichtet, bevor man es in die neue Bewegungsrichtung stellt und biegt. Im Galopp erfolgt in diesem Moment außerdem ein fliegender Wechsel. Beim ersten Üben von doppelten Traversalen sollte man sich für den Wechsel Zeit lassen: Man reitet dann einfach etwas länger geradeaus, um das Pferd sorgfältig umstellen zu können.

11 Kommentare Schreibe einen Kommentar

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  4. Hallo Franziska,

    ich bin auf deinen Blog gestoßen, als ich mich endlich mal richtig über das Thema Seitengänge informieren wollte, denn offen gesagt hab ich da noch die eine oder andere Schwierigkeit. Dank deiner Mühe diese Lektionen verständlich zu erklären bin ich nun endlich im Bilde. Im Prinzip möchte ich dir für deine Arbeit danken und hoffe du machst so weiter. Viele Grüße Mareen 😉

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  7. Hallo Franziska,
    gerade bin ich bei der Suche nach einer schlüssigen „Travers-“ und „Renvers-“ Beschreibung auf Deine Seite gestoßen: einfach toll, wie Du das erklärst – kein langes Drumherumreden, sondern stringent erklärt, was es ist und wie es geht, dabei aber ausführlich genug, um alles zu berücksichtigen. Bin begeistert! Toll, Danke! Jetzt ist alles klar. Lieben Gruß, Ute

  8. Moin, eine vielleicht total dämliche Frage und ja ich stimme den vor Kommentatoren zu, du erklärst super!
    Wenn ich im Galopp Renvers reiten möchte, z.b. linke Hand, muss man dann vorher erst im Außengalopp angaloppiert sein?!
    Denn wenn ich im Linksgalopp Renvers fordere, muss sich das Pferd ja intensiv nach rechts biegen, was mir irgendwie der natürlichen Fußfolge zuwider zu laufen scheint, und da hätte ich voll Sorge, dass sich das Pferd etwas verrenkt… Oder ist etwa diese starke Gegenbegung genau der Sinn?
    lg Angela

    • Hallo Angela, danke für deine Frage!
      Ich bin mir ehrlich gesagt, garnicht so sicher, ob ich sie richtig beantworten kann, denn ich bin selbst noch garnicht bewusst Revers im Galopp zu reiten.

      Aber das sind meine Gedanken dazu:
      Was ich derzeit häufig übe ist mein Pferd im Galopp, zum Beispiel auf dem Zirkel, abwechselnd nach innen und nach außen zu stellen und im nächsten Schritt auch die Hinterhand wie zum Travers bzw. Revers nach innen bzw. nach außen zu stellen. Und das sowohl im Handgalopp wie im Außengalopp. Dabei bin ich dann wohl tatsächlich – ohne mir dessen bewusst zu sein, schon mal Revers im Galopp geritten – und zwar sowohl im Innen- wie im Außengalopp. Was nun „richtiger Revers“ ist, also in welchem Galopp kann ich dir garnicht sagen, aber beides ist für das Pferd „technisch“ möglich.

      Das Pferd sollte dafür sicher im Außengalopp sein, damit es die Situation kennt, dass Fußfolge und Biegung/Stellung nicht „zusammen passen“. Denn wenn du im Außengalopp zum Beispiel ganze Bahn oder Zirkel reitest, stellst du das Pferd ja auch nach innen. Also zum Beispiel: Linksgalopp auf der rechten Hand, Pferd wird nach dem Angaloppieren bzw. dem Handwechsel nach rechts gestellt.
      Liebe Grüße!

      • liebe franziska und alle anderen interessierten

        eine konterlektion wird immer auf einer gebogenen linie geritten und das pferd ist in gegengangrichtung gebogen.
        aussengalopp findet auf einer geraden linie statt. kontergalopp auf einer gebogenen linie. sowie konterschulterherein und renvers!
        renvers ist wie von franziska beschrieben die konterlektion von travers. wenn jedoch auf gerader linie geritten wird ist es lediglich travers links oder travers rechts.
        denkt euch einfach auf ein offenes, grosses feld
        herzlich kati

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