Buchrezension „Pferde im Laufstall – Planungshilfen für die artgerechte Haltung“


Die Laufstall-Arbeits-Gemeinschaft e.V. (LAG) kümmert sich seit 1989 und artgerechte Pferdehaltung und vergibt seit 1992 bis zu fünf Sterne an von ihr geprüfte Lauf- und Offenställe. Dieses allgemein anerkannte Bewertungssystem wird von Pensionsställen auch gerne benutzt, um für sich zu werben. Die LAG möchte dafür sorgen, dass in absehbarer Zeit alle Pferde in artgerechten Laufställen und nicht mehr in Boxen gehalten werden. Das vorgestellte Büchlein soll „umstiegswilligen“ Pferdehaltern als Leitfaden für die Planung und Umsetzung dienen.

Im ersten Kapitel werden zunächst die Gründe genannt, warum Pferde nicht in Boxen gehalten werden sollten:
Pferde sind Lauftiere und brauchen möglichst viel Bewegung,
Pferde sind Dauerfresser und brauchen lange Fresszeiten
Pferde sind Herdentiere und brauchen Pferdegesellschaft
Pferde sind „Klima-Widerständler“ und brauchen Licht, Luft und Klimareize

Diese Tatsachen sind inzwischen zwar recht allgemein bekannt, vor allem solchen Pferdehaltern, die bereits einen Laufstall planen und sich deshalb dieses Buch kaufen. Die kompakte Zusammenstellung am Anfang ist sicher trotzdem sinnvoll – zum Beispiel als Argumentationshilfe gegenüber zweifelnden Einstellern.

Im zweiten Kapitel „Prinzipien der Laufstallhaltung“, werden die Vorteile und Besonderheiten erläutert: Pferde in Laufställen haben zwar gelegentlich kleinere Verletzungen von Rangeleien, dafür wesentlich weniger haltungsbedingte Erkrankungen. Inzwischen sehen nicht mehr nur Freizeitreiter, sondern immer mehr auch Turnierreiter diesen Vorteil.
Für den Stallbetreiber ist der wesentliche Vorteil die Arbeitsersparnis: In der gleichen Arbeitszeit können fast doppelt soviel Laufstallpferde wie Boxenpferde versorgt werden.
Zu den wenigen Nachteilen dieser Haltungsform gehört der wesentlich höhere Flächenbedarf: Pro Pferd müssen 6 qm Liegefläche und 50 qm Auslauffläche zur Verfügung stehen. Ein Boxenpferd braucht dagegen nur 12 bis 16 qm Platz.
Es folgen Hinweise zur sinnvollen Gruppen-Zusammensetzung: Was ist bezüglich Rasse, Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand der einzelnen Pferde zu beachten?

Das dritte Kapitel „Aufbau eines Laufstalls“ beschäftigt sich schließlich mit der konkreten Gestaltung: Der Laufstall sollte in verschiedene Funktionsbereiche unterteilt sein – auch um die Pferde zu möglichst viel Bewegung zu veranlassen: Dazu gehören in jedem Fall der Auslauf, ein Liegebereich, ein Fressbereich und die Tränke. Das Kapitel enthält Hinweise zu Größe, Einzäunung und Bodenbeschaffenheit des Auslaufs, zum Aufbau des Stalls und der Liegefläche sowie zur Gestaltung der Fütterungeinrichtungen und und Tränken. Dabei wird besonders auf den Bau von Futterständen eingegangen.

Im Kapitel „Weideaufbau und Weidepflege“ wird erläutert, wie eine Pferdeweide beschaffen sein sollte, wie sie gepflegt und eingezäunt werden soll. Dabei gibt es auch Informationen zu geeigneten Grasarten und zum Thema Hufrehe. Auch auf die Notwendigkeit von Weideunterständen – für den Fall, dass der Stall nicht ständig zugänglich ist – gehen die Autorinnen ein und informieren dabei auh über das Thema (mobile) Weidehütten und die diesbezügliche Genehmigungspraxis.
Ein eigenes Kapitel widmet sich schließlich der „Integration neuer Pferde“.

Im abschließenden Kapitel „Praktische Hinweise zur Laufstallplanung“ werden zum einen die verschiedenen Formen der Gruppenhaltung vorgestellt: Vom einfachen Offenstall über den Laufstall mit getrennten Futter und Tränkbereichen bis hin zum ausgeklügelten Bewegungsstall. Die verschiedenen Varianten werden durch Zeichnungen veranschaulicht. Es folgen einige Hinweise für die Planung sowohl von Neu-Anlangen wie auch für die Integration in bestehende Altgebäude: Zu beachten sind beispielsweise die Himmelsrichtung in der die Stallausgänge liegen, die Transportwege für Futter und Mist und die Platzierung von Putz- und Reitplatz.

Fazit: Das Büchlein gibt einen guten Überblick zum Thema Laufstall. Für die tatsächliche Planung sind die enthaltenen Informationen recht knapp – hier sollte man sich zusätzlich informieren: Zum Beispiel durch die Besichtigung bestehender Ställe und das Gespräch mit deren Betreibern. Aus deren Erfahrungen erhält man meist wichtige Informationen, die einem eigene Fehler ersparen.

Buchcover Pferde im Laufstall - Planungshilfen für die artgerechte Haltung
Pferde im Laufstall: Planungshilfen für die artgerechte Haltung herausgegeben von der Laufstall-Arbeits-Gemeinschaft e.V. (LAG), Shaker Media Aachen, 2009

3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Danke für die Rezension :-).

    Noch zur Info: wir LAG-Inspekteure kommen auch gerne zum Beraten direkt auf den Hof und besprechen die Möglichkeiten vor Ort. Kostet nicht viel und ich finde, es lohnt sich. Jeder Stall ist anders, die Gebäude, der Boden… und wir sehen so viele davon, dass wir jede Menge Ideen und Erfahrungsberichte im Kopf haben.

    LG Susanne

  2. Wir werden das Buch unserer Tochter zum Geburtstag schenken und möchten uns bei Ihnen für die Rezension bedanken. Leider findet man im Internet nicht so viele Rezensionen darüber, darum sind wir um so dankbarer diese hier gefunden zu haben. viele grüße

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