Was ist dran? Legenden und Irrtümer rund ums Pferd – Folge 2

Das Pferd muss in Beizäumung gehen
Die Haltung, bei der sich die Stirn-Nasenlinie der Senkrechten annähert, ist anders als vielfach angenommen kein eigentliches Ziel der klassischen Pferdeausbildung, sondern eher eine Begleiterscheinung. Deshalb kann man die Qualität der Ausbildung eines Pferdes auch nie ausschließlich an seiner Kopf- und Halshaltung beurteilen, wie es leider zu oft getan wird. Natürlich ist es für den Betrachter am einfachsten zu sehen, ob der Kopf „unten“ ist – viel leichter, als zu beurteilen, ob das Pferd im Rücken fest ist oder schwingt und ob die Hinterhand zurückbleibt oder unter den Schwerpunkt fußt. Das führt dazu, das viele Reiter der Versuchung erliegen, dem Pferd irgendwie den Kopf nach unten zu riegeln („Rübe runter“), in dem Irrglauben, das sei die Hauptsache und in der Hoffnung, damit einen guten Eindruck zu machen. Tatsächlich nimmt das Pferd die ideale Kopf- und Halshaltung aber mit der Zeit von selbst ein, wenn es korrekt von hinten nach vorne geritten wird und sich zunehmend versammelt und selbst trägt. Einem Pferd, das auf der Vorhand geht, im Rücken fest ist und zudem noch die Kraft zur Versammlung fehlt, den Kopf auf die Brust zu ziehen, schadet nur und nützt überhaupt nichts.

7 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Danke für den Beitrag. Hier wurde kurz und klar dargestellt, dass die richtige Kopfhaltung ein Zeichen dafür ist, dass das Pferd richtig geht. Vorausgesetzt, die richtige Kopfhaltung kommt sekundär als Folge der richtigen Körperhaltung und Bewegung. Der Gedanke, dem Pferd den Kopf so hinzuschnüren, wie es passt, in der Annahme, der Rücken würde dann hoch kommen und locker sein, ist scheinbar in vielen Köpfen noch verbreitet.
    In gleicher Weise handelten Familien, als bekannt wurde, dass Kinder in Haushalten mit vielen Büchern in der Schule besser abschneiden. Daraufhin wurden viele Bücher gekauft – die Schulnoten verbesserten sich trotzdem nicht. Na klar, die Bücher wurden ja nicht gelesen :-).
    Viel Erfolg mit dem Blog! Hoffe, die guten Infos daraus verbreiten sich schnell und werden umgesetzt 🙂

  2. Diesen Artikel finde ich im Gegensatz zu allen anderen – tollen – ein wenig oberflächlich. Die Kopfhaltung ist überhaupt kein Garant für ein gutgehendes Pferd (die Klügeren unter ihnen brezeln sich vorne auf und ziehen hinten Kartoffelfurchen) Einfach nur Vorwärtsreiten bringt kein Pferd in die Versammlung – davor steht die komplette Ausbildungsskala wie Takt – Losgelassenheit (hier hört es bei den meisten auf) …. Der Kopf gehört auch nicht in die „Nähe der Senkrechten“, sondern eine Handbreit davor. Sorry, aber – da sind wir uns wohl einig – gerade hier wird so unendlich viel falsch gemacht. Schön ist der Hinweis: das Pferd versammelt „sich“. Es wird nicht hingequergelt. Tolle Seite

    • Hallo Heidi, vielen Dank für deinen Kommentar. Aber so wie ich das lese, sind wir uns doch eigentlich total einig: Ich schreibe ja gerade, dass die Kopfhaltung im Idealfall Folge von gutem Gehen ist, Gutes Gehen aber auf keinen Fall dadurch erzeugt wird, dass man den Kopf in eine scheinbar gute Haltung bringt 🙂 Viele Grüße

  3. Also wenn ich das mit der Kopfhaltung geübt habe, bin ich bereit für Olympia!
    Scherz bei Seite :))
    Wirklich guter Artikel, auch toll wie du auf alles eingehst!

    goo.gl/uWlKjG

  4. Das Foto zeigt diesen typischen LDR-Mist die („Soft“-Rollkur). Sehr beliebt in Einrichtungen wo FN draufsteht und die Reitstunde sehr teuer ist. Bedenklich finde ich dass dem Nachwuchs i den FN-Ställen in meiner Gegend gutmeinend das Falsche gezeigt wird und sich falsche Muster so immer weiter fortsetzen. Mir hat man das auch so beibringen wollen, aber ich hatte das Gefühl das Pferd fühlt sich dabei nicht wohl bzw. hatte ich dann 10 kg in jeder Hand und das fühlte sich mies an. Plus falsch und zu eng verschnallte Reithalfter plus Hilfszügel. Die 2 Fingerprobe wird an der falschen Stelle der Nase nämlich da wo es weich ist und nachgibt gemacht dafür schlackert der Kehlriemen sonstwo. Jetzt mal ernsthaft gefragt braucht man Hannoversches, mexikanisches, schwedisches, kombiniertes RH überhaupt? Die drücken dem Pferd doch nur auf empfindliche Nerven, weil grade das Hannoversche total falsch verschnallt wird. was Headshaking und Verspannungen auslöst. Meiner Erfahrung nach braucht man allerhöchstens ein eng. RH. bzw. gegen das Gebissdurchrutschen einen Gebissriemen unterm Kinn bzw. Knebeltrense oder Gummischeiben an den Gebissringen. Es solllte sich eigentlich von selbst verstehen dass man nicht so sehr am Zügel reißt das das Gebiss verrutscht. Ich empfinde es dem Pferd als unfair gegenüber wenn es unangenehmen nicht ausweichen kann bzw. das Belohnungsleckerli nach der stunde nur mühsam mit zugebundenen Maul kauen kann. Meinen FN-Stall Schulpferden wollte ich immer den unteren Riemen des kombinierten RH zum Leckerlifressen aufmachen, wurde aber sofort wieder verschnürt und ich ermahnt dass zu lassen. Ich persönlich reite lieber ohne RH, das lässt dem Pferd die Chance sein Maul aufzumachen falls ich einen Zügelfehler mache.

  5. Toll!!

    Danke für das in Worte fassen!! Die Konzentration der Reiter auf das hantieren mit den Zügeln hält sie leider oft von den angestrebten Ziel ab, das Pferd von sich (wenn es körperlich und ausbildungstechnisch soweit ist) in die Anlehnung zu gehen.

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