Erschöpft aber glücklich kam ich am Samstag-Abend von meinem zweitägigen Besuch bei der Pferdemesse in Hannover nachhause. Die Pferd & Jagd ist wie ich finde eine wirklich gelungene Veranstaltung: Das Angebot ist sehr vielfältig und dennoch ist sie noch überschaubar. Im folgenden Bericht möchte ich euch meine persönlichen Eindrücke und Highlights schildern.
Mir hatte es besonders der „Cavallo-Ring“ angetan: Die Redaktion hatte wirklich tolle Leute eingeladen. Mein ganz persönlicher Höhepunkt war die Vorführung von Wolgang Marlie und seinem Team von der Reiterpension Marlie aus Scharbeutz. Ich habe dort vor rund 13 Jahren ein Jahr lang ein Praktikum gemacht, das meinen Umgang mit den Pferden ganz wesentlich geprägt hat. Die halbstündige Demonstration von Silke Reger und Laura Nettelbeck, die von Wolfgang Marlie kommentiert wurde, brachte auf den Punkt, um was es auch mir beim Zusammensein mit dem Pferd geht: Entscheidend ist nicht, was man tut, sondern wie und mit welcher Einstellung zum Pferd man es tut: Bin ich freundlich und fürsorglich gestimmt, fühlt sich das Pferd viel wohler, als wenn mein Handeln von Ehrgeiz und der Absicht, mein Gegenüber zu dominieren geprägt ist – und die Wahrscheinlichkeit, dass es sich mir vertrauensvoll anschließt und motiviert mitmacht ist damit schon einmal wesentlich höher! Und: Das Hauptziel im Zusammensein mit dem Pferd sollte sein, gemeinsam Spaß zu haben. Ganz wichtig ist dem Ausbilder auch, weder Pferd noch Mensch zu überfordern und Neues so angstfrei wie möglich zu gestalten. Die beiden mitgebrachten Schulpferde wurden deshalb von mehreren Personen in die Bahn gebracht und dort erst eine Weile geführt, bis sie sich an die aufregende Umgebung gewöhnt hatten. Diese umsichtige Herangehensweise bewährte sich: Beide Pferde trabten später zufrieden und entspannt ihre Runden und arbeiteten ruhig und vertrauensvoll mit ihren Menschen zusammen. Dies war umso eindrucksvoller, als bei vielen anderen Vorführungen jede Menge völlig überforderte Pferde zu sehen waren, denen der Messetrubel sichtlich zuviel war und die oft nur mit Mühe von ihren Reitern unter Kontrolle zu halten waren. Hier bewunderte ich zwar einerseits den Mut und die Beharrlichkeit ihrer Reiterinnen, die ihre Vorführungen trotz scheuender, wegspringender und teilweise sogar bockender Pferde alle mit Anstand zu Ende brachten. Andererseits frage ich mich, ob so ein Auftritt es Wert ist, das vertrauen seines Pferdes aufs Spiel zu setzen…
Viel Zeit habe ich auch an der „Manège Baroque“ verbracht, einem Aktions-Ring, der in diesem Jahr neu ausschließlich für klassisch barockes Reiten und barocke Pferderassen reserviert war. Sehr gut gefiel mir hier beispielsweise die Vorführung von Maren Schulze und ihrem Team, die sehr harmonisches Reiten mit leichter Hilfengebung auf zufrieden wirkenden Pferden zeigte. Auch die Demonstration der Working Equitation mit Pedro Neves hat mir imponiert: Der Portugiese überzeugte mit einer Kombination aus lässig-stolzer Ausstrahlung, scheinbarer Leichtigkeit und überzeugendem Können.
Sehr gern einmal live erlebt hätte ich Kenzie Dyslie, die ihren Besuch bei der Messe wegen einer Erkrankung ihres Pferdes leider absagen musste.
In der restlichen Zeit habe ich die Verkaufsstände abgeklappert, hier möchte ich euch zwei für mich neue Entdeckungen vorstellen. Einmal die Gewandmeisterei von Franziska Toffolo-Haupt aus Köln: Die gelernte Schneidermeisterin und Reiterin näht zueinander passende Abschwitzdecken für Pferde und Ooutdoor-Jacken für Reiterinnen, die mir mit ihrem individuellen und originellen Design ausgesprochen gut gefallen haben. Die neueste Jacken-Kreation, die es mir besonders angetan hatte, ist im Moment zwar noch nicht auf der Webseite zu sehen, die Fotos sind aber bereits gemacht, so dass es nicht mehr lange dauern kann. Es lohnt sich also, später noch einmal reinzuschauen.
Ebenfalls überzeugt hat mich das Angebot von „Big Pearl“: Vera Christina Suhr lässt ihre Stiefel- und Jodhpur-Reithosen auf Bestellung nähen: So kann man sich seine Wunschreithose individuell zusammenstellen: Form, Farbe, Besatz, individuelle Maße, Taschen – alles lässt sich anpassen und verändern. Genäht werden die Hosen aus einem hochwertigen, in Deutschland hergestellten Microfaser-Gewebe mit 65% Baumwolle.
Sogar für einen Abstecher in die Jagd-Hallen hat es mir schließlich noch gereicht: Dort gibt es tolle und funktionale Outdoorbekleidung – nur leider ist alles olivegrün… Ein paar wasserdichte, leichte Trekkingschuhe fürs Ausreiten und Einlegesohlen aus Wollfilz habe ich dort erstanden.
Am Freitag-Abend habe ich mir dann noch die „Nacht der Pferde“ angesehen. Auch das hat sich für mich gelohnt! Besonders habe ich mich darüber gefreut, das „Theatre du Centaure“ erstmals live zu erleben. Einfach bezaubernd! Besonders beeindruckt hat mich der Horsemanship-Trainer Uwe Weinzierl mit seiner Verlade-Show: Vier Reiter, die auf einen fahrenden Pferdehänger hinauf- und hinunter reiten oder auch auf einen fahrenden Pickup mit Anhänger! Das Vertrauen, das diese Pferde ihren Reitern entgegenbringen ist wirklich umwerfend! Das konnte man von den Pferden der großen Quadrille der deutschen Landgestüte nicht durchgehend behaupten: Hier hatte besonders eine Reiterin sehr zu kämpfen, da ihr Hengst von der Situation völlig überfordert war. Sehr schade fand ich, dass die Pferd-Reiterpaare vom Moderator überhaupt nicht vorgestellt wurden -nicht nur mich hätte es sicher interessiert, wer von welchem Gestüt entsendet wurde.
Mit der Höhepunkt war für mich der Auftritt von Jean-Francois Pignon: Wie dieser Mann mit unauffälligen Gesten 12 Pferde auf einmal dirigieren kann und diese dabei zufrieden und entspannt bis unternehmungslustig wirken ist wirklich phänomenal. Neben seiner Stammtruppe aus sechs Stuten und zwei Ponys hatte Pignon auch drei Jährlinge und ein Fohlen dabei. Hier konnte man gut beobachten, wie er die jungen Pferde spielerisch an seine Arbeit heranführt: Während die Jährlinge schon in Formation laufen konnten und mussten, durfte das Fohlen noch alles außer den Meister zu überholen. Ich stellte mir zwar während der Vorführung die Frage, ob ein so junges Pferd unbedingt schon bei einer Show mitmachen muss. Andererseits wirkte das Pferdekind die ganze Zeit über fröhlich und zufrieden, so dass ich den Eindruck bekam, es wächst auf diese Weise ganz spielerisch in seine spätere Aufgabe hinein, ohne Schaden zu nehmen.
War von euch auch jemand am Wochenende auf der Messe: Wie waren eure Eindrücke, was hat euch besonders gut gefallen? Ich freue mich auf eure Kommentare!
Ein sehr schöner Bericht Franziska! Es muss sehr insprierend gewesen sein. Ich freue mich schon wieder auf die Euro – Cheval nächstes Jahr. Jean- Francois Pignon hätte ich auch gerne gesehen, den finde ich wirklich beeindruckend.
Ich war Donnerstag und Freitag auf der Pferd&Jagd, um mir möglichst alle Vorführungen anschauen zu können, die mich interessierten, da war natürlich der Cavallo-Ring und die Barock Arena ganz vorne. Viel Freude hatte ich auch an der Vorführung der Para-Western-Reiter, habe ich doch selber über 7 Jahre Reiten für Menschen mit Behinderung auf unseren damaligen Pferden durchgeführt. Beide Pferd / Mensch Teams zeigten schöne entspannte Übungen, die nicht immer ganz einfach waren, so etwas möchte ich mehr sehen.
Auch ich konnte feststellen, dass etliche Pferde mit der Situation der Messehallen überfordert waren, hier ist bessere Vorbereitung notwendig, das ist man zu allererst dem Pferd, aber auch dem Publikum schuldig.
Ich gehöre zu den Leuten, die an Gangpferdevorführungen normalerweise überhaupt kein Interesse haben – da haben der Trainer und die Reiterin im Cavallo Ring mich eines Besseren belehrt, denn hier wurden fedeleicht erscheinende Dressur-Lektionen vorgeführt, mit der Begründung, wenn der Schritt, Trab und Galopp nicht funktioniert, dann tut es die vierte Gangart auch nicht. Das wurde sehr gut vorgeführt und kommentiert – meine ganz persönliche Überraschung.
Das Vortrags und Vorführungs-Angebot ist klasse und es hat sich gelohnt mit einem ausgetüftelten Zeitplan 2 Tage dort zu verbringen, auch wenn Kenzie Dysli nicht da sein konnte, wegen der ich hauptsächlich dorthin gekommen bin. Zum Einkaufen bin ich nicht hin gefahren, nur zum Schauen und Zuhören 😉
Sehr schöner Bericht 🙂
Ich hatte auch einen unvergesslichen Tag auf der Pferd und Jagd. Erst haben meine Schwester Alex (Alexandra Evang) getroffen und mit ihr verrückte Fotos in so einem Bus gemacht, weil meine Schwester die schon kannte und danach habe ich Maren (Schulze) getroffen, also so auf dem Messegelände. Ich war so glücklich, weil ich letztes Jahr an einem Kurs bei ihr teilgenommen habe und ich so gehofft habe sie auf der Messe anzutreffen. Wir haben dann etwas gequatscht und später hab ich mir natürlich ihre Show angesehen 🙂 Hab super tolle Sachen auf der Messe gefunden und es war zum Glück echt nicht voll, sodass man sich super alles anschauen konnte ♥ Einfachein uunvergesslicher schöner Tag 😉